Von Holz und Hoffnung

04. Mai 2024

Wort zum Sonntag

am 4. Mai 2024

Wenn ich meine Mama besuche, dann basteln wir. Nicht mit Papier und Schere, dafür mit Holz und Sägen. Meistens sind das Dinge für ihre Tiere.

Am Anfang ist eine Idee meiner Mama da. So etwas wie: Ein Schrank für die Sättel, ein Außengehege für die Meerschweinchen, eine neue Heuraufe, oder ein Schuppen für Werkzeug.

Sie erzählt von ihrer Idee, wir überlegen uns einen Plan und legen los:

Hier ein Loch buddeln, da ein Balken setzten, dort eine Schraube reindrehen, etwas Dachpappe verlegen und noch eine Lampe anbringen. Wir messen, rechnen und zeichnen so gut es geht.

Warum ist das Brett zu kurz? Und warum schaut da eine Schraube raus?

Eigentlich wissen wir das doch besser. Trotzdem stehen wir da, schauen uns an und lachen.

Ein Gartenschuppen zu bauen, ist für uns eine Art Experiment. Natürlich hätten wir eine genaue Bauskizze anfertigen können. Haben wir aber nicht. Wir wollten loslegen, im Bewusstsein: Probleme werden auftauchen und Fehler werden passieren - wir improvisieren dann halt.

Am Ende steht dann da etwas, was von unseren Vorstellungen abweicht. Aber das ist nicht schlimm. Denn wir sind glücklich, indem wir die gemeinsame Zeit und das Gute im Unperfekten sehen.

Deswegen sieht es bei meiner Mama inzwischen aus, wie es aussieht:

Irgendwie selbstgemacht. Etwas schief und krumm. Neu und alt zugleich. Hier ein Loch zu viel und da eine Schraube die raus schaut.

Ich erkenne altes Holz, das zerlegt wurden, um etwas Neues zu schaffen.

Durch viel Schweiß, gemeinsame Zeit, Holz und Schrauben.

Mit wundervollen Erinnerungen.

Im Zug nach Hause dachte viel nach. Irgendwann wurde mir klar: Menschen von Gott zu erzählen, ist für mich wie ein Gartenschuppen zu bauen.

Irgendwie selbstgemacht. Etwas Mut und Zweifel. Neu und alt zugleich. Hier eine Predigt zu viel und da ein persönliches Gespräch zu wenig.

Ich erkenne alte Überzeugungen, die zerlegt wurden, um Neue zu schaffen.

Durch viel Hoffnung, gemeinsame Zeit, Glaube und (Nächsten-)liebe.

Mit wundervollen Erinnerungen.

Ich brauche keinen perfekten Plan - Probleme werden auftauchen und Fehler werden passieren - wichtig ist damit gut umzugehen. Das Unperfekte zu lieben und dem Weg zu vertrauen. Denn auch wenn das Brett zu kurz ist: Gott ist da und lacht mit. Das Ergebnis ist wahrscheinlich krumm und wunderschön. Ja, Menschen von Gott zu erzählen, ist für mich wie ein Gartenschuppen zu bauen.

 

Das ist mein Zugang zu Gott. Deiner ist vermutlich anders: Vielleicht wie ein Bild zu malen, zu spielen, zu kochen, Geschichten zu erzählen, oder doch etwas ganz anderes.

Lucas Jakobus, Kirchenkreisjugendwart Kirchenkreis Grafschaft Diepholz