„Das Engagement und die Solidarität in unserem Kirchenkreis sind Lichtblicke in dieser Zeit“

Nachricht 14. September 2022

Kirchenkreis-Synode: Ephoralbericht des Superintendenten, Stellenplanung, Energie und Nachhaltigkeit

KIRCHENKREIS (miu). Die letzten Monate hätten ohne ein großes Maß an Improvisation, Überstunden und unkonventionellen Entscheidungen nicht funktioniert. Der Kirchenkreis Grafschaft Diepholz musste ziemlich den Turbo anschalten. Zum einen galt es, die internen Herausforderungen durch Fachkräftemangel im Pfarramt und in der kirchlichen Sozialarbeit zu bewältigen. Die Corona-Pandemie verstärkte das Problem mit Einschränkungen und krankheitsbedingten Ausfällen von Mitarbeitenden noch zusätzlich. Zum anderen stellten die Folgen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine den Kirchenkreis vor große Aufgaben. Innerhalb weniger Tage stampften Haupt- und Ehrenamtliche im Gebiet eine Vielzahl von Unterbringungs-, Beratungs- und Hilfsangeboten für Geflüchtete aus dem Boden. Sie organisierten Wohnraum, Betreuung und Versorgung. „Dafür, dass hier in Diepholz die Flüchtlingsarbeit fast komplett von Kirche und Diakonie gemacht wurde, haben wir viel Anerkennung bekommen“, darauf ist Superintendent Marten Lensch stolz. „Obwohl wir natürlich lieber auf diese Öffentlichkeitswirkung verzichtet und keinen Krieg hätten.“

Vor gut 60 Delegierten der Kirchenkreissynode berichtete der Superintendent aus der Arbeit der zurückliegenden Monate. Synoden-Vorsitzender Ingo Jaeger begrüßte die Mitglieder des kirchlichen Parlaments aus 23 Kirchengemeinden der Region im Sulinger Gemeindehaus.

„Das große Engagement und die Solidarität in unserem Kirchenkreis sind in dieser schwierigen Zeit ein Lichtblick“, betont Marten Lensch. Beherzt sei in den Gemeinden angepackt worden, um schnell konkrete Hilfe für die Geflüchteten zu organisieren. Aber auch um das „Tagesgeschäft“ am Laufen zu halten. „Das wird im Moment auf viele Schultern getragen: Pastor*innen und Diakon*innen sind ständig bereit, auch in anderen Gemeinden zu unterstützen. Einige Kol­leg*innen haben ihren Dienstauftrag richtiggehend erweitert. Und ehrenamtliche Mitarbeitende – ins­be­sondere Lektor*innen, Prädikant*innen und Kirchenvorsteher*innen – bringen sich intensiv ein.“

Zu Gast an diesem Abend ist Regionalbischof Friedrich Selter, der derzeit zur Visitation im Kirchenkreis ist. Er berichtet den Delegierten des Parlaments über den großangelegten Zukunftsprozess der Landeskirche mit dem Titel „#Kirche 2030“. Selter ruft alle Interessierten auf, sich mit Meinungen, Kritik, Wünschen und Ideen am Prozess zu beteiligen. Möglich sei dies u.a. über eine digitale Pinnwand auf https://t1p.de/5ubd0.

Weitere Themen der Tagung sind:

Stellenplanung: Die Synode beschließt eine Änderung im Stellenrahmenplan. Wetschens Pastorin Elke Haarnagel geht vorzeitig in den Ruhestand, wodurch die ursprünglich für 2026 geplante neue Stellenstruktur für die Region nun schon im kommenden Jahr beginnen müsste. Drei Diakon*innen aus dem Kirchenkreisjugenddienst (KKJD) planen, in die Regionen zu wechseln: Frauke Laging nach Diepholz, Rielana Sundermeier in die Region Sulinger Land und Ingo Jaeger in die Region Mitte. Die Stellen im KKJD sind ausgeschrieben. Der Kinder-, Jugend- und Bildungsausschuss des Kirchenkreises hat Kriterien für eine Übergangsregelung festgelegt. „Der Wechsel geschieht erst, wenn wir eine gute Nachfolge gefunden haben“, fasst Kirchenkreisjugenddiakon Ingo Jaeger sie zusammen. „Die große Kinderfreizeit im kommenden Jahr sowie Aus- und Fortbildungen wie die Konfiteamer- und JuLeiCa-Schulungen müssen stattfinden.“

Prävention sexualisierter Gewalt: Der Kirchenkreis erarbeitet auf Grundlage von landeskirchlichen Richtlinien gemeinsam mit Fachkräften ein Konzept, das für das Thema sensibilisieren und Menschen in allen Bereichen kirchlicher Arbeit vor sexualisierter Gewalt schützen soll. Es wird anschließend den Kirchengemeinden als Grundlage zur Verfügung gestellt.

Energie und Nachhaltigkeit: Kirchenkreis und Diakonisches Werk beraten über Hilfsangebote für Menschen, die im kommenden Herbst/Winter durch die zu erwartenden ansteigenden Energiekosten in Notlagen geraten. „Das wird bald ein großes Thema in allen Fachbereichen unserer sozialen Dienste werden, auf das wir reagieren müssen“, weiß Marten Lensch. Besonders in der Schuldnerberatung des Diakonischen Werkes erwartet man einen großen Ansturm.

Der Superintendent und Frauke Laging vom Ausschuss für Energie- und Nachhaltigkeit appellieren an die Vertreter der 23 Gemeinden im Kirchenkreis außerdem, die Kirchen während der kalten Jahreszeit nicht zu heizen. „Wir finden es nicht vertretbar, so große und hohe Räume für nur ein paar Veranstaltungen pro Woche zu heizen, während Menschen gezwungen sind, in einer kalten Wohnung zu leben.“ Sie werben für das Ausweichen in energetisch effizientere Räume in Gemeindehäusern und das Einrichten von Hilfs- und Beratungsangeboten sowie Wärmeräumen für die Allgemeinheit.

Der Ausschuss hat außerdem ein Konzept entworfen, für das der Energieverbrauch in den Gemeinden ermittelt und ausgewertet wurde. Nun sollen gemeinsam mit Energieexpert*innen Empfehlungen für Maßnahmen erarbeitet werden, die den Verbrauch der Gemeinden reduzieren. 

Partnerschaft mit Zentralafrika: Vera Sukkau vom Partnerschaftsausschuss berichtet von den aktuellen Zuständen in der Partnergemeinde in Baboua/Zentralafrika. „Die desolate Situation vor Ort hat den geplanten Delegationsbesuch in diesem Jahr unmöglich gemacht. Die Gruppe kam weder an Visa noch an Informationen. Und uns ist ein Besuch aus Sicherheitsgründen derzeit nicht gestattet. Der Betrieb in der Bibelschule steht still, es können keine Lehrenden bezahlt und keine Diakon*innen mehr ausgebildet werden.“

Neues Tätigkeitsfeld „Kirchliche Arbeit mit jungen Erwachsenen“: In seiner Arbeit mit Kindern und Jugendlichen ist der Kirchenkreis Grafschaft Diepholz dank seines aktiven, umtriebigen Kirchenkreisjugenddienstes seit vielen Jahren erfolgreich. Ein neuer Arbeitsbereich soll sich nun einer in der Kirche bisher unterrepräsentierten Zielgruppe widmen: Den 20- bis 40-Jährigen. Die Synode hat beschlossen, ab 1.1.2023 niedrigschwellige Angebote, Aktionen und Begegnungsräume für junge Erwachsene und Familien zu schaffen und dafür eine halbe Sonderpfarrstelle einzurichten. Die Vorbereitungen laufen bereits auf Hochtouren. Betreuen wird das Projekt Sulingens Pastorin Juliane Worbs.

Die nächste Tagung der Synode wird am 7. Dezember in der Region Mitte stattfinden. Themen werden u.a. der Finanzhaushalt und das neue Kirchenvorstands-Bildungsgesetz sein.

Miriam Unger