Wie es in Sulingen jetzt weitergeht – ein Statement von Superintendent Marten Lensch
Pastor Michael Wendel hat erklärt, dass er sich nicht auf die Pfarrstelle in Sulingen bewerben wird, die er seit drei Jahren als Pastor auf Probe bekleidet. Viele Bürgerinnen und Bürger der Stadt hatten sich in den zurückliegenden Wochen dafür engagiert, ihn zu halten und dazu zu bewegen, sich auf die Stelle fest zu bewerben. Pastor Wendel zeigte sich davon gerührt, ist den Bitten jedoch schließlich nicht nachgekommen.
Marten Lensch, Superintendent des Ev.-luth. Kirchenkreises Grafschaft Diepholz, teilt dazu mit:
Ganz ausdrücklich würdige ich die Arbeit, die Pastor Wendel in seiner Probedienstzeit in der Kirchengemeinde Sulingen geleistet hat. Mit neuen Gottesdienstformen, wie z.B. dem „gUtesdienst“ und auch mit seiner Gospelchorarbeit hat er viele Menschen angesprochen. Darüber hinaus habe ich in vielen Berichten gehört, dass er Gemeindegliedern als sehr empathischer Seelsorger begegnet ist.
Michael Wendel hat neue Wege gefunden und Impulse gesetzt. Hiermit ist er Wege gegangen, die wir in unserer Kirche brauchen. Dabei geht es weder um die Frage der Schuhfarbe noch um die Frage „Fortführung von Traditionen oder Modernisierung der Kirche“. Vielmehr lebt unsere Gemeinschaft von unterschiedlichen Perspektiven, neuen Ideen und Experimenten ebenso wie von ihren gewachsenen Formen des kirchlichen Lebens, die vielen Menschen nach wie vor Halt geben.
Alle Gemeinden im Kirchenkreis Grafschaft Diepholz verstehen sich so als Orte der Vielfalt, in denen ein lebendiger und zeitgemäßer Glauben gelebt wird, der sowohl aus der Tradition schöpft als auch neue Impulse aufnimmt. Hier geht es nicht um einen Widerspruch von Neuem und Bewährtem, sondern um ein Miteinander. Alles – das eher Traditionelle und die eher neuen Wege – haben in der Kirche einen festen und wichtigen Platz und sollten nicht gegeneinander ausgespielt werden. In Sulingen wird diese Vielfalt schon seit vielen Jahren gegenseitig wertschätzend miteinander gelebt – das konnte ich jüngst wieder in der Visitation im vergangenen Jahr erfahren.
Alle kirchenleitenden Gremien, wie z.B. der Kirchenvorstand oder der Kirchengemeindeverbandsvorstand, haben durch ihre Beschlüsse alles vorbereitet, damit sich Pastor Wendel am Ende seiner Probezeit auf die Pfarrstelle hätte bewerben können. Die Entscheidung, sich zu bewerben, lag allein bei Pastor Wendel. Nun hat sich Michael Wendel dagegen entschieden.
Da es sich um eine Personalangelegenheit handelt, kann ich keine weiteren Auskünfte im Detail dazu geben. Aber natürlich nehme ich die Äußerungen der nun zurückgetretenen Mitglieder des Kirchenvorstandes sehr ernst, in denen bestehende oder vermeintliche Konflikte, z.B. um die Orgel oder um die angeblichen Differenzen in der Zukunftsausrichtung der Kirchengemeinde, aufgezeigt werden. Diesen Konfliktlinien möchte ich gerne gemeinsam mit dem Kirchenvorstand auf den Grund gehen und dazu gegebenenfalls auch für externe, neutrale Unterstützung sorgen. Ziel muss sein, dass wir in der Gemeinde wieder zu einem vertrauensvollen Umgang miteinander finden.
Pastor Wendel hat nun Zeit, sich umzuorientieren, und sich eine Gemeinde bzw. eine Pfarrstelle zu suchen, an der er mit seinen Gaben und Stärken gut wirken kann. Schon parallel werden mit dem Landeskirchenamt Gespräche stattfinden, wie die dann beiden vakanten Pfarrstellen nachbesetzt werden können. Die pastorale Versorgung übernehmen in der Zwischenzeit die Kolleginnen und Kollegen in der Region Sulinger Land und im ganzen Kirchenkreis.
Auf den verbleibenden Kirchenvorstand kommen nun herausfordernde Zeiten zu. Gut ist es, wenn die Gemeindeglieder den Kirchenvorstandsmitgliedern dabei zur Seite stehen – und auch der Kirchenkreis und ich als Superintendent werden nach Kräften unterstützen.