Ach, so sieht die Gemeinde von vorne aus!

Nachricht 05. Dezember 2025

Silke Husmann wird am 1. März 2026 in der Jacobikirche Drebber als Prädikantin eingeführt

Silke Husmann Foto: Dimitri Schweiz

Silke Husmann kennt alle Kirchen im Gebiet. Aber die Gemeinde sieht sie in den Gottesdiensten bisher immer nur von hinten. Denn sie spielt Kirchenorgel. Da blickt man vom Orgelboden aus in den Raum und meist nur auf Hinterköpfe. „Die Organistenperspektive“, nennt Silke Husmann das. Im Frühling steht für die 48-Jährige aus Drebber allerdings ein Perspektivwechsel an: Statt an die Tasten zu gehen, wird sie auf der Kanzel stehen und in die Gesichter sehen. Denn Silke Husmann hat eine Ausbildung zur Prädikantin gemacht. Am 1. März 2026 führt Marten Lensch, Superintendent im Kirchenkreis Grafschaft Diepholz, sie um 11 Uhr in der Jacobikirche in Drebber offiziell in ihr Amt ein. Und ab dann darf Silke Husmann Gottesdienste nicht nur musikalisch, sondern auch inhaltlich gestalten – und selbst predigen.

„Man kann gar nicht sagen, dass ich durch irgendwas zur Kirche gekommen bin. Sie war in meinem Leben einfach immer schon präsent. Das fängt beim Geburtsnamen meiner Mutter an: ,Kirchhoff‘. Der Hof meiner Oma lag direkt neben der Jacobikirche in Drebber.“ Sie lacht. „Da kam ich an der Kirche also gar nicht vorbei.“ Schon als Kind habe sie die Gemeinde als  Gemeinschaft erlebt: „Im Kindergottesdienst zusammen zu singen, zu beten, zu basteln und auch mal einen Gottesdienst mitzugestalten – das war einfach toll.“

Früh war sie selbst in der Gemeinde aktiv, erst als „Kindergottesdiensthelferin“, später in der Jugendarbeit. „Es war vor allem unser damaliger Pastor Johannes Janssen, der mich durch seine offenherzige Art sehr geprägt hat. Nach der Konfirmation hat er mich davon überzeugt, Orgelunterricht zu nehmen. Er hat einen sehr großen Anteil an meiner religiösen und kirchlichen Verbundenheit. Leider ist Johannes im November plötzlich im Alter von 76 Jahren verstorben. Dass ausgerechnet er meine Einführung als Prädikantin nicht mehr miterleben kann, das trifft mich schon sehr.“

Bereits in der Schulzeit hegte sie den Wunsch, selbst zu predigen. „Ich hatte sogar vor, Pastorin zu werden und habe nach dem Abitur zwei Semester Theologie studiert.“ Der Weg führte sie dann aber ins Bildungswesen. 20 Jahre lang arbeitete sie in diesem Bereich und gründete mit ihrem Mann Peter eine Familie. Die beiden Kinder sind inzwischen erwachsen und aus dem Haus. Ein guter Zeitpunkt, beruflich noch einmal etwas Neues zu wagen. Seit einem Jahr ist sie Pfarrsekretärin in der Kirchengemeinde in Rehden.

Privat verbringt Silke Husmann gern Zeit mit Radfahren, Lesen oder dem Ausprobieren neuer Rezepte in der Küche – „besonders Brotbacken hat es mir angetan.“ Sobald die Bundesliga beginnt, haben Fahrten nach Bremen Priorität. Dann muss Silke Husmann ins Weserstadion, denn „ich bin leidenschaftlicher Fan vom SV Werder Bremen und habe eine Dauerkarte.“

Und Musik spielt auch eine große Rolle in ihrem Leben. Die 48-Jährige spielt seit mehr als 30 Jahren Orgel und leitet Chöre. „Singen ist eine meiner Lieblingsbeschäftigungen – ich singe zum Beispiel in der Diepholzer Kantorei und im Kammerchor des Kirchenkreises.“

Das Thema Gottesdienstgestaltung hat sie nie losgelassen. „In diesen Zeiten, in denen so viele aus der Kirche austreten, ist es mir noch mal besonders wichtig geworden, den Menschen von meinen persönlichen Glaubenserfahrungen zu erzählen.“ Ihre eigenen Gottesdienste sollen nah am Menschen sein und eine klare, erkennbare Struktur haben, die sich sowohl in den Texten als auch in der Musik wiederfindet. „Ich möchte aber keine Entertainerin sein, sondern freue mich, wenn sich noch andere beteiligen – mit Lesungen, Musik oder Gebeten.“

Auch wenn es ihr selbst nicht darum geht, im Vordergrund zu stehen – auf den Wechsel von der gewohnten „Organistenperspektive“ zum Blick von vorne in die Gesichter und in den gesamten Kirchenraum freut sich Silke Husmann. „Mal sehen, was ich da alles Neues entdecke – und vor allem: wen!“

Miriam Unger