22. August 2020

Wort zum Sonntag

am 22. August 2020

Besser gestellt sein

Es kann Menschen unmittelbar ansprechen. Es wirkt ohne menschliche Unterstützung und ohne Überzeugungsversuche. Es spricht zu uns.

Gottes Wort ist von Menschen geschrieben worden. Sie erzählen darin von ihren Erfahrungen mit Gott. Die Heilige Schrift ist also Menschenwort. Und zugleich Wort Gottes: Der Apostel Paulus dankt der Gemeinde von Thessalonich, dass sie sein Wort „nicht als Menschenwort, sondern als Gottes Wort“ angenommen hat.

Muss man die Bibel wörtlich nehmen? Nein und ja. Nein: Als Menschenwort ist sie zeitgebunden. Darum werden wir sie historisch interpretieren müssen: Was war damals gemeint? Was bedeutet das heute?

Und ja: Ich kann die Bibel nicht zurechtbiegen, wie es mir passt. Sie trifft mich immer wörtlich, weil sie Wort Gottes ist, existenziell, jetzt, an mich persönlich.

Gott spricht, wann und wie er will. Aber ich kann Voraussetzungen schaffen, um ihn zu hören. Zunächst: wirklich hören. Auf Gott höre ich in der Stille, im Gebet, im Lesen der Bibel und im gemeinsamen Gottesdienst.

Sein Wort ist schöpferisch und kritisch, auch heute. Wer will, dass alles so bleibt, wie es ist, sollte die Finger vom Wort Gottes lassen. Denn Gott ist anders als wir, fremd, schweigendes Geheimnis. Unter dem Schweigen Gottes leiden Menschen. Zugleich spricht es und kommt uns nahe! So nahe wie es eben geht: Gott will durch sein Wort eins mit uns sein. Darum gehören Schriftlesung, Gebet und das individuelle Leben zusammen.

Sich kritisch vom Wort Gottes hinterfragen zu lassen, kann klärend und reinigend sein. Sich von der Schönheit und der Wahrheit des Wortes Gottes begeistern lassen, das macht Spaß, ist aufregend und erfüllend!

Für mich steht fest: Nach dem Lesen und Tun des Wortes Gottes bin ich meist deutlich besser „gestellt“ als vor dem Lesen. Besser gestellt sein, das heißt: entlastet, mit neuem Mut den Alltag mit seinen Herausforderungen zu begegnen. Damit ist viel gewonnen in einer Zeit, die uns unruhig, mürbe oder Angst machen kann.

von Pastor Klaus-Joachim Bachhofer, Kirchdorf