Bleibe im Lande…

26. September 2020

Wort zum Sonntag

Gerald Engeler, Foto: Jantje Ehlers

am 26. September 2020

… und nähre dich redlich! Sind Sie auch in den letzten Monaten im Lande geblieben? CORONA hatte manche Urlaubspläne zunichte gemacht. Ich war im Lande geblieben, eine Woche Ostsee und danach im eigenen Garten. Und es fiel mir gar nicht schwer, dem Wort aus Psalm 37,3 zu folgen und mich daheim zu erholen.

Aber mittlerweile erleben wir Zeiten, in denen Auslandreisen von einzelnen nicht nur zur persönlichen Freiheit, sondern gar zum Menschenrecht erklärt werden.
Bleibe im Lande und nähre dich redlich ist zu einem geflügelten Wort geworden.
Aber bedeutet es wirklich zuhause bleiben zu müssen? Es ist ja zu einer Zeit entstanden, in der es weder Tourismus noch den globalen Arbeitsmarkt gab.

Der Psalmbeter sieht sich seinerzeit umstellt von Übeltätern und Schuften, die ihn anfeinden und verfolgen. Und die mit ihrer Gaunerei auch noch die Erfolg haben, sogar Reichtum und Macht - zumindest augenblicklich. So wird dazu aufgerufen, dem Unrecht zu widerstehen: Sieh nicht nur den eigenen Vorteil und werde nicht wie sie! Hab Geduld, sei bescheiden und den bleib Weisungen Gottes treu.  Das Wenige, das ein Gerechter hat, ist mehr als der Überfluss der Frevler (Ps. 37,16).
Das ist der Tenor des Psalms, denn genau das ist zukunftsfähig und kann bestehen.

Bleibe im Land … spricht mich aber in der aktuellen Krise nochmal besonders an. Wissen wir nicht alle um die katastrophalen Auswirkungen des Massentourismus?

Um die Umweltverschmutzung z.B. durch Kreuzfahrtschiffe, kollabierende Ferieninseln, zerstörte Naturlandschaften etc.? Klafft nicht schon lange eine beschämende Lücke zwischen der allgemeinen Erkenntnis und dem eigenen Handeln?

Bleibe im Lande …  Ich sollte diesen Rat öfter und freiwillig zu meiner Urlaubsdevise machen. Denn die globale Klimakrise ja bleibt bestehen, wenn CORONA längst überwunden ist.

… und nähre dich redlich! Bald feiern wir das Erntedankfest. Ich bin dankbar für all die Gaben und die Lebensmittel, mit denen wir unseren Tisch reichlich decken können. Aber noch mehr freue ich mich, dass es im Landkreis wieder regionale Erzeuger, sogar eine „Solidarische Landwirtschaft“ (SoLaWi Hollerhof) gibt, die uns ermöglichen, auch mit dem Einkauf von Gemüse, Salat, etc.  im eigenen Lande bleiben zu können.
Bleibe im Land und nähre dich redlich!  Ein passendes Wort nicht nur zwischen den Urlaubswochen und dem Erntedanktag. Ich finde, es ist ein hilfreiches Wort, das vielleicht allmodisch klingen mag, aber doch in eine bessere und gerechtere Zukunft weist.

Pastor Gerald Engeler
Ev.-luth. Kirchengemeinden
Schwaförden-Scholen + Sulingen