am 25. Oktober 2025
„In den nächsten zwanzig Minuten bitte ich Euch, zu schweigen“. Meine Aufforderung bei der Pilgerwanderung vor zwei Wochen kam für einige der Mitpilgernden, die zum ersten Mal dabei waren, vermutlich überraschend. Aber alle ließen sich darauf ein und gingen schweigend durch den Wald. Dabei entdeckten sie so manches, was sie beim Gehen mit Gespräch übersehen hätten. Oft war es bisher so, dass die meisten Mitpilgernden am Ende der Wanderung die Zeiten der Stille am schönsten fanden.
Bewusst still sein, das kommt in unserem Alltag selten vor. Oft beschäftigen uns unsere Aufgaben und Termine von morgens bis abends. In der Freizeit flimmern die Bildschirme oder läuft Musik. Selten ist es still.
Wo bleibt da Raum? Raum, um einfach da zu sein, ohne Anforderungen von außen, ohne To-do-Listen, ohne Druck? Und wo ist Raum für Gott?
Auch ich merke, wie sehr mich z.B. die Beschäftigung mit Medien einnimmt und ich Gott oft nur wenig Raum in meinem Leben lasse, obwohl ich glaube, dass er da ist.
Gott Raum geben, kann ich z. B., wenn ich bewusst still werde. Ich suche mir einen ruhigen Ort, an dem ich mich wohlfühle und nicht gestört werde. Ich setze mich aufrecht hin. Ich fühle in mich hinein: Wie bin ich jetzt hier? Was bewegt mich? Ich nehme es wahr. Dann konzentriere ich mich auf meinen Atem. Ich verändere nichts an ihm, sondern beobachte ihn, wie er kommt und geht. Manchmal sage ich dann laut oder leise etwas: Beim Einatmen sage ich: „Gott“ und beim Ausatmen:“ Ich bin da“ oder auch einen Bibelvers. Oft geht mir durch den Kopf, was mich gerade bewegt. Ich denke mir dann, dass ich es jetzt vor Gott ablege und beobachte weiter meinen Atem. Meistens kann ich dann loslassen, was mich belastet oder bewegt. Ich werde ruhig und spüre Gottes Gegenwart. Manchmal ist das nur ein kurzer Moment.
Aber nach dieser Stille-Übung, die ich mit einem Gebet abschließe, spüre ich Gottes Kraft in mir.
Nicht, dass alle Probleme gelöst sind, aber ich merke: Ich bin nicht allein mit dem, was mich beschäftigt.
Diese Erfahrung machte schon der Psalmbeter: „Meine Seele ist stille zu Gott, der mir hilft“ (Psalm 62,2), schreibt er. Wenn Sie mögen, probieren Sie die Stille-Übung mal aus. Anleitungen dazu gibt es auch auf der App „Evermore“.
Ein gesegnetes Wochenende mit Momenten der Stille wünscht
Bettina Burkhardt, Pastorin der Ev.-luth. Kirchengemeinden Burlage und Brockum