Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen

31. Dezember 2021

Wort zum Sonntag

Marten Lensch Superintendent Foto: Jantje Ehlers

am Silvestertag 2021

Wir gehen in ein neues Jahr – jede und jeder sicherlich mit ganz unterschiedlichen Gefühlen. Die einen blicken mit Vorfreude und Hoffnung auf das Kommende, die anderen mit Sorgen. Und dann ist da noch Corona: Ich hoffe sehr, dass es irgendwann im nächsten Jahr wieder ein bisschen Normalität gibt – dass diese furchtbare Pandemie ihren Schrecken verliert.

Die Jahreslosung für das nächste Jahre steht im Johannesevangelium im 6. Kapitel. Dort sagt Jesus: „Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen.“

Wir Menschen neigen dazu, schnell Grenzen zu ziehen: im Kleinen, wenn zum Beispiel Kinder andere Kinder nicht mitspielen lassen – wie im Großen, wenn Flüchtlinge von unseren europäischen Grenzen vertreiben werden, wenn Menschen aufgrund ihres Geschlechts oder ihrer Lebensführung diskriminiert werden, wenn Menschen einen Fehler machen und sie danach aus ihren sozialen Gruppen verstoßen werden. Besonders schlimm ist es, wenn das Verstoßen in der Öffentlichkeit über die vielen sozialen Medien geschieht. Wir Menschen können gnadenlos sein.

Jesus ist anders: In vielen Geschichten hat er es mit den Menschen zu tun, die Fehler machen: z.B. mit dem Zöllner Zachäus, der mit den Römer kollaboriert und seine Mitmenschen um ihr Erspartes bringt, oder mit der Ehebrecherin, die gesteinigt werden soll. Sie haben Fehler gemacht und die Gesellschaft bestraft es mit Ausgrenzung. Doch Jesus geht gerade auf diese Menschen zu. Er sieht nicht auf die Fehler, stößt die Menschen nicht weg, sondern begegnet ihnen mit göttlicher Liebe und ermöglicht ihnen so einen Weg zurück ins Leben – zurück in die Gesellschaft.

Die Ehebrecherin und der Zöllner sind nur Beispiele. Die Zusage Jesu gilt allen Menschen – auch uns. Zu Gott dürfen wir kommen, wie wir sind – mit allem, was wir gut machen und mit all unseren Fehlern, mit unseren Eigenheiten und Besonderheiten. Er nimmt uns liebevoll an.

Und natürlich gilt die Zusage auch den anderen Menschen – auch denen, die wir am liebsten außen vor lassen würden.

Für das neue Jahr wünsche ich unserer Gesellschaft offene Herzen für alle Menschen. Und ich wünsche Ihnen, dass Sie sich an jedem Tag von Gott angenommen wissen.

Ich wünsche Ihnen Gottes reichen Segen für das kommende Jahr.

Ihr Marten Lensch
Superintendent im Kirchenkreis Grafschaft Diepholz