Verzaubert oder getäuscht?

01. Oktober 2022

Wort zum Sonntag

Pastor Torben Schröder, Barnstorf; Foto: Jantje Ehlers

am 8. Oktober 2022

An diesem Wochenende gastiert der Zauberer Mr. Joy gleich mehrfach im Kirchenkreis Diepholz. Auftritte in der Schule, auf dem Kinderkirchentag in Ströhen und auch in Barnstorf sind geplant, wie in dieser Zeitung berichtet wurde.

Nun haben die meisten Zaubertricks irgendwie mit einer großen Illusion zu tun. Das, was wir vordergründig sehen, lenkt uns von dem ab, was hintergründig geschieht. Am konkreten Beispiel erklärt: Eigentlich schwebt die reizende Assistentin des Zauberers gar nicht in der Luft. Doch durch Licht- und Nebeleffekte sehen wir die dünne Glasplatte nicht, auf der sie liegt. Dass der da vorne nicht wirklich zaubern kann, das wissen wir Erwachsenen natürlich. Aber wir lassen uns wie die Kleinen nur zu gerne verzaubern. Eine bewusste Täuschung, die dazu einlädt, genauer hinzusehen, macht Spass. Doch was ist, wenn wir fernab der Zauberbühne getäuscht werden? Hinter den Begriff „Fake news“ steckt der Vorwurf, dass wir alle von einer großen, mächtigen Meinungsmaschine hinters Licht geführt werden. Dabei sind diejenigen, die wütend so skandieren, in ihrer Meinungsbildung seltsamerweie oft weit weniger transparent, als die so genannte Lügenpresse. Wer täuscht hier also wen? Und welcher Führung lohnt es sich im Leben wirklich zu vertrauen? Das sind große Fragen. Und es wäre sicherlich zu einfach, sich blind auf die Meinung „der Religion“ oder noch konkreter: „des Christentums“ zu verlassen. Denn diese eine Meinung gibt es eben auch im religiösen Bereich nicht. Schlägt man die Bibel auf, dann findet man da einen ganzen Blumenstrauß an Meinungen über Gott und den Menschen. Und das ist gut so. Denn es geht nicht darum, Bibel und Glauben eine absolute, unhinterfragte Autorität über mein Leben einzuräumen. Ich bin Christ, weil der Blick auf das Leben und Sterben von Jesus Christus mir hilft, meine eigene Meinung zu bilden. Von den vielen biblischen Überlieferungen lasse ich mich nicht entmündigen. Aber ich will an ihnen gerne mein Gewissen schärfen, damit ich den vielen Blendern und falschen Meinungsmachern in dieser Welt etwas entgegen zu setzen habe. Auf meiner Suche nach Wahrheit und Klarheit berührt mich immer wieder der 139. Psalm. Er erinnert mich daran, dass ich manchmal selber nicht so richtig schlau aus mir werde. Aber Gott kennt mich von Geburt an. Sein liebevoller Blick trifft mein Herz und lässt sich nicht täuschen. Das uralte Gebet endet mit den Worten:

„Erforsche mich, Gott, und erkenne mein Herz. Prüfe mich und erkenne, wie ich´s meine. Und sieh, ob ich auf bösem Weg bin, und leite mich auf ewigem Wege.“ (Psalm 139, Vers 23+24)