am 6. September 2025
Ich gehe seit ein paar Tagen mit dem Begriff der Solidarität spazieren. Dabei beschäftigen mich ganz unterschiedliche Themen. Schlage ich die Zeitung auf, stolpere ich dabei über Titel, die unsere Rentner ebenso betreffen, wie die von uns produzierte Last, die wir an unsere Kinder weiterreichen. Themen, die mir Bauchschmerzen bereiten. Erschrecken lassen mich rassistische Diskriminierung, Tötungsde-likte und auch gewaltverherrlichende Schlagzeilen gegenüber Frauen. Wer greift wann wo ein? Wer schenkt wem gegenüber Verständnis? Wo beginnt Freiheit und wann wird das selbstbestimmte Leben vordiktiert?
Wenn ich ehrlich bin, beschäftige ich mich mit diesen Fragen seit meiner Teenager Zeit. Damals konnte ich einfach nicht begreifen, warum es mir gut geht, und anderen nicht, und was ich dagegen tun kann. Puh – das war vielleicht ein Mammutprojekt, das ich mir damals vorgenommen hatte. „Wie kann ich kleiner Pups denn bitteschön die Welt retten?“ Die Erkenntnisse meiner Überlegungen habe ich in einem Zwiegespräch zwischen mir und meinem Vater erhalten. Er gab mir den Hinweis, dass dies über-haupt gar nicht meine Aufgabe sei. Vielmehr sei es die Aufgabe von jedem einzelnen von uns, sich und seine Mitmenschen im Blick zu haben und dort zu beginnen. Angefangen mit einem Lächeln meiner-seits, bis hin zu Hilfestellungen ohne Gegenleistung. Aufeinander zu achten. Mehr zu geben, statt zu nehmen. Jeder so wie er kann, mit dem was ihm zur Verfügung steht – unabhängig von finanziellen Mitteln. Heute, mehr als dreißig Jahre später bin ich dankbar für das Gespräch. Im Hier und Jetzt spüre ich die Sehnsucht vieler Menschen nach dieser Art von Solidarität. Unsere Mediengesellschaft, die Po-litik und die Gesellschaft verlieren zunehmend den Blick für die Bedeutung von dieser Art von Zusam-menhalt. Geschürt wird ein egoistisches Denkverhalten mit einem rücksichtslosen und respektlosen Umgangston untereinander. Auch heute noch führe ich mit meinem Vater gerne Gespräche über ge-sellschaftliche Herausforderungen. Aber ich habe da noch jemanden, mit dem ich ins Zwiegespräch gehe. Jesus von Nazareth. Er lässt mich aufhorchen, wenn ich im Neuen Testament über seine Lebens-haltung nachsinne. Er solidarisiert sich mit den Schwachen und Armen, mit den Frauen und Kindern. Er weist die Entscheidungsträger zurecht, wird mal laut mal leise. Und so lasse ich mich immer wieder neu beeindrucken. Ich kann mit Mut und Vertrauen in den nächsten Tag gehen, statt mich von der Angst lähmen zu lassen, und zu resignieren. Solidarisierung birgt Hoffnung. Hoffnung auf eine Zukunft, die zwar nicht ohne Gefahren und Lasten sein wird, aber in der letztlich das Gute aufkeimt und zu wachsen beginnt. Immer wieder aufs Neue. Einen passenden Beitrag dazu hat Mathama Gandhi sei-nerzeit geschrieben: „Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt.“