Ewigkeitssonntag

21. November 2020

Wort zum Sonntag

am 21. November 2020

Liebe Leser,

der Sonntag am Ende dieser Woche heißt Toten- oder auch Ewigkeitssonntag. Wir denken an Familienmitglieder, an Freunde, Kollegen oder Nachbarn, von denen wir uns in diesem Jahr endgültig verabschieden mussten. Am Totensonntag werden in den Kirchen ihre Namen vorgelesen. Damit kommen uns diese Menschen noch einmal ganz nah. Gleichzeitig wird uns dabei wieder einmal deutlich: jeder muss endgültig Abschied nehmen, von den Lieben, von allem Leben und von sich selbst. 

Abschiednehmen fällt schwer. Je weniger klar ist, wie es danach weitergeht, desto schwerer fällt er uns. In diesem Jahr mussten wir von wichtigen Bereichen unseres Lebens Abschied nehmen. Die materielle Grundlage, die eigene Gesundheit, soziale Kontakte, Urlaubsreisen, Sport und vieles mehr wurden durch die Corona-Krise stark eingeschränkt. Das war und ist für einige ganz bitter. Doch diese Einschränkungen sind leichter zu tragen, wenn man weiß, dass dadurch andere weniger gefährdet sind und es am Ende für alle schneller geht, wieder in ein „normales“ Leben zurückzukehren. Wir haben dafür Grund zur Hoffnung. Das macht den Abschied von Liebgewordenem heute leichter.

Ich persönlich nehme in diesen Wochen auch Abschied. 10 Jahre lang habe ich als theologischer Geschäftsführer bei Bethel im Norden Verantwortung für die Menschen in den Einrichtungen in Freistatt und in der gesamten Region Diepholz und Hannover getragen. Ab Januar 2021 werde ich in den Ruhestand versetzt. Und das heißt Abschied nehmen von Kolleginnen und von Nutzern unserer Angebote, Abschied nehmen auch von einer über 40jährigen Berufstätigkeit als Pastor und Superintendent. Aber ich freue mich auch auf die Zeit vor mir mit vielen neuen Möglichkeiten und Plänen. Deshalb gehe ich zuversichtlich, mit Wehmut, aber auch mit Dankbarkeit gegenüber allen,  mit denen ich zusammenarbeiten konnte. 

Schwer wird ein Abschied, wenn er endgültig und ohne klare Perspektive ist. Das gilt am meisten beim letzten Abschied, den der Tod uns bereitet. Wir wissen nicht, was dann auf uns zukommt, Trauer, wenn wir zurückbleiben, aber wenn wir selbst gehen? Was kommt dann? 

Der nächste Sonntag trägt einen zweiten Namen: Ewigkeitssonntag. Er will uns hinweisen, dass der Tod nicht das letzte ist, was uns erwartet, sondern Gottes Ewigkeit. Es ist unsere große christliche Hoffnung, dass wir auch im Tod geborgen bleiben und nicht aus Gottes Hand fallen. Dieser Gedanke wird uns den Abschied von unseren Verstorbenen leichter machen, wenn wir sie und uns selbst geborgen wissen bei Gott. Im Leben und im Sterben. Auf Wiedersehen!

Pastor Christian Sundermann,
theologischer Geschäftsführer von Bethel im Norden (Freistatt)