Der Wert eines Menschen

05. Februar 2022

Wort zum Sonntag

Marten Lensch Superintendent Foto: Jantje Ehlers

am 5. Februar 2022

Am Montagmorgen hat uns alle die erschreckende Meldung vom Mord an einer Polizistin und einem Polizisten in Rheinland-Pfalz erreicht. Wer tut so etwas? Und warum? Vielleicht sollte der Mord dem Vertuschen von Wilderei dienen. Zwei Menschen müssen sterben, um ein anderes Vergehen zu verschleiern! Welchen Wert haben die Mordopfer für die Mörder?

In dieser Woche konnten wir auch Bilder aus verschneiten Flüchtlingslagern in Syrien sehen, verbunden mit der Bitte zu spenden, um diesen Menschen zu helfen – weil die syrische Regierung nicht hilft und die internationale Gemeinschaft ihre Hilfszusagen nicht einhält! Welchen Wert haben diese Flüchtlinge für die syrische Regierung oder die Verantwortlichen in unserer Welt?

Schließlich soll der russische Präsident Putin über 100.000 Soldaten an der Grenze zur Ukraine zusammengezogen haben – eine Bedrohung für die Menschen in der Ukraine und für die Soldaten. Wir hoffen und beten, dass es nicht zum Krieg kommt. Welchen Wert haben eine ukrainische Bürgerin oder ein Bürger oder auch ein russischer Soldat für Präsident Putin?

In den Augen vieler Menschen scheint das Leben anderen Menschen nichts mehr wert zu sein. Es kann leicht für die eigenen Interessen geopfert werden. Ein furchtbares Menschenbild!

In der Bibel, in Psalm 8, fragt der Psalmbeter Gott angesichts der Herrlichkeit der Schöpfung „Was ist der Mensch, dass Du seiner gedenkst?“ Man könnte vermuten, dass der Mensch im Anblick der wunderbaren Schöpfung ein Nichts ist – klein, unbedeutend, wertlos. Aber das Gegenteil ist der Fall: „Du hast ihn wenig niedriger gemacht als Gott“, lesen wir weiter. Ein wunderbarer Zuspruch an alle Menschen! Jeder Mensch ist nur wenig niedriger gemacht als Gott – er ist unendlich viel wert: die Polizistin, der syrische Flüchtling, die Ukrainerin und der russische Soldat und auch wir – jede und jeder einzelne von uns.

Dieser Zuspruch kann uns trösten, wenn wir selbst das Gefühl haben, dass wir nichts wert seien. Es kann stark machen, wenn andere mit uns so umgehen, als wären wir nichts wert: In Gottes Augen sind wir unendlich wertvoll! Und schließlich kann uns dieser Psalm auch eine Mahnung sein, dass wir nicht herablassend anderen Menschen ihren Wert absprechen.

Jeder Mensch ist durch Gott wertvoll! Ich wünschen Ihnen, dass Sie sich an diesem Wochenende von Gottes Zusage stärken lassen und dass Sie immer wieder wert-schätzend auf alle anderen blicken.

Ihr Marten Lensch
Superintendent im Kirchenkreis Grafschaft Diepholz