am 5. April 2025
Neulich habe ich als Pastor einen Mann beerdigen müssen, der nur wenig älter war als ich.
Es macht mich und uns nachdenklich, wenn ein Mensch sein Leben nicht alt und lebenssatt beschließen kann, sondern für uns zu früh sterben muss.
Dieser Mann war seit einigen Jahren schwer krank gewesen. Zum Schluss brauchte er sogar Hilfe in einer Pflegeeinrichtung. Doch bereits nach 4 Tagen dort verstarb er. Seine einzige Tochter ließ ihn nicht allein und blieb bei ihm, bis er seinen letzten Atemzug tat.
Weil ich es ihm versprochen hatte, sagte sie mir im Trauergespräch ganz selbstverständlich.
Das hat mich sehr berührt und beeindruckt. Besonders wie sie den Abschied erlebt hat:
er war für sie genauso ein Geschenk wie für ihren Vater. Ein tiefer Moment der Verbindung zueinander, ein wertvoller Augenblick, der bleibt, eine innere Kostbarkeit, die man sein Leben lang mitnimmt.
Ich spürte, wie solche Momente Menschen bereichern können und erfüllen. Der Tod gehört zum Leben, sagen wir oft, hier aber wurde das Sterben intensiv begleitet und durchlebt.
Und so konnte diese Erfahrung für sie zu einem persönlichen Gewinn reifen.
Warum schreibe ich dies heute?
Weil wir bald Ostern feiern und in meinem Kalender zuvor die Passionszeit steht. An diesem Sonntag (Judika) wird es in der kirchlichen Tradition ernst mit der Passion Jesu. Dieser schwarze Sonntag eröffnet den eigentlichen Leidensweg Christi, der in Karfreitag am Kreuz von Golgatha gipfelt.
Die Erinnerung an Jesu Passion verblasst heute zunehmend. Es ist eben ein schwieriges Thema, höre ich oft. Keine happy weeks, sondern schwere Kost. Zudem scheint es für viele Menschen völlig aus der Welt gefallen zu sein, dass vor großen christlichen Festen Zeiten der Besinnung und Stille stehen, oder sogar des Verzichts. Andere wiederum entdecken sie für sich neu, z.B. in der Aktion 7 Wochen ohne, bei der man mal bewusst auf Liebgewonnenes oder Gewohntes im Alltag verzichtet, diese also loslässt. Eine heilsame Erfahrung, das finde ich erfreulich.
Es tut uns gut, Zeiten für sich wieder zu entdecken oder zu bewahren, in denen wir uns auch mit der anderen Seite des Lebens beschäftigen: mit dem Loslassen und dem Verzicht, mit dem Leid und dem Tod. Die Passionszeit schafft hierfür einen guten Rahmen, zumal sie ja in einem Fest des Lebens und des Lichts mündet, in Ostern. Gehen wir doch den Weg Jesu innerlich mit, in Gottesdiensten, Andachten oder in der Stille für sich. Das Leben wird ganz gewiss auferstehen und den Tod überstrahlen, das glaube ich! … weil Gott es uns versprochen hat!
Pastor Gerald Engeler, Schwaförden-Scholen