Engelsflügel

13. April 2024

Wort zum Sonntag

Hendrik Hundertmark

am 13. April 2024

Es war ein sonniger Frühlingstag. Viele Menschen waren anwesend. Wir durften mal wieder eine Taufe feiern. Nach dem Taufgottesdienst kam eine Frau auf mich zu und zeigte mir, dass sie Muscheln mitgebracht hatte. Diese hatten eine besondere Form. Ihre Form schien mehr himmlisch als irdisch zu sein. Es waren sogenannte „Engelsflügel“ und der Name ist bei dieser Muschel Programm. Als hätte ein Engel unterwegs zu seinem Auftrag einen seiner Flügel verloren. „Darf ich diese Muscheln an die Tauffamilien verteilen?“, fragte sie mich.

Beim Thema Engel schwirrt mir stets eine Studie im Kopf. Sie muss schon älter sein. Nach dieser Studie glauben mehr Menschen an Engel als an Gott. Einst waren sie Gottes Gehilfen, nun sind sie an ihn vorbeigeflogen. Natürlich gehören Gott und seine Engel noch untrennbar zusammen. Aber Engel sind uns näher. Ein Engel in unserem Leben muss nicht unbedingt angeflattert kommen. Meiner Erfahrung nach sind Engel oft ganz bodenständig. Engel können die eigenen Eltern sein, Geschwister, Großeltern, Freunde oder ganz grundsätzlich Menschen, die einen kurze oder lange Zeit auf dem Lebensweg begleiten. Sie kennen einen teils besser als man selbst. Sie wecken gute Eigenschaften in einem. Sie helfen bei der eigenen Entwicklung. Schon in frühesten Jahren haben wir oft solche Wegbegleiter, die neben uns her flattern und uns behüten.

So sind wir wieder beim Anfang. „Verschenken Sie gerne ein paar Engelsflügel an die Tauffamilien. Das ist ein schönes Geschenk,“ antwortete ich freudig. Sicher werden viele Menschen in nächster Zeit wie Engel den Täuflingen zur Seite stehen. Sie werden ihnen helfen groß zu werden. Sie helfen, in der Welt Fuß zu fassen und sich zu entwickeln. Sie werden all die Fragen beantworten, trösten, mit ihnen zusammen die Welt entdecken und vieles mehr. Sie werden sein wie Engel. Kein Wunder, dass der Bibelvers „Gott hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen, dass sie dich auf Händen tragen,“ ein so beliebter Taufspruch ist. Der Wunsch ist klar: Gott möge das Kind beschützen. Dabei wird Gottes Hilfe dem Kind durch all die Menschen um ihn herum zuteil: Eltern, Tanten und Onkel, Patinnen und Paten, Großeltern und weiteren Personen. Sie machen Gottes Liebe sichtbar. Die kleine Muschel kann daran erinnern. Dabei brauchen all diese Engel auch keine eigenen Flügel. Es reicht der kleine Engelsflügel vom Strand.

Pastor Hendrik Hundertmark - Kirchengemeinde Lemförde