Vom kurzen Weg zwischen Jubel und Hass

09. April 2022

Wort zum Sonntag

Pastorin Bettina Burkhardt; Foto: privat

am 9. April 2022

Wie schnell die Stimmung doch kippen kann! Wir schnell wirst du vom Freund und Bewunderten zum Feind. Da gibt es so viele, die von deinen Erfolgen hören und deine Anhänger werden oder dich zumindest neugierig beäugen. Jubelnd begrüßen sie dich, auch wenn du gar nicht pompös daher kommst. Sie rufen „Hosianna“ (Hilf doch), weil sie gehört haben, dass Du Unglaubliches bewirkt hast. Sie breiten einen Teppich vor dir aus, um dich zu ehren. Alle möchten dir nahe sein und sagen können: Ich habe ihn gesehen. Jeder möchte sich ein bisschen in deinem Licht sonnen.
Nur wenige Tage später ist alles anders. Du wirst von einem engen Gefährten verraten und von allen anderen verlassen. Du wirst verhaftet. Selbst der engste Freund steht nicht zu dir und sagt, als er nach dir gefragt wird: „Ich kenne diesen Menschen nicht.“  Statt zu jubeln und „Hosianna“ zu rufen, schreit die Menschenmenge jetzt: „Kreuzige ihn.“
Wie schnell wirst du vom Freund zum Feind! Wie schnell kann aus Liebe und Nähe Hass werden! Wenn Mächtige um ihre Macht fürchten und deshalb über Leichen gehen. Wenn Gewalt und Angst regieren, klatschen viele Beifall. Immer wieder geschieht es so in der Geschichte der Menschheit. Immer wieder werden aus Freunden Feinde.
Jesus, Gottes Sohn, ging sehenden Auges ans Kreuz.  Er starb für seinen Glauben, um uns zu retten und ein Leben ohne Angst zu ermöglichen. Er starb, um ein Zeichen für die Liebe Gottes zu setzen. Er ließ sich verspotten und foltern und ertrug Angst, Schmerzen und Tod.
In der Karwoche, die morgen am Palmsonntag beginnt, denken wir als Christen an den Leidensweg Jesu.  Gleichzeitig denken wir an das Leiden, das Menschen immer und immer wieder über Menschen bringen.  Täglich erfahren wir in den Medien davon. Von der sinnlosen Gewalt, vom Zerstören, Verletzen und Töten. Von den Kreuzen unzähliger Menschen, die doch leben, lieben und lachen wollten.
Wie schnell wirst du vom Freund zu Feind, vom geschätzten Nachbarn zum Verhassten.  

„Gott erbarme dich deiner Menschheit.  Mach dem sinnlosen Blutvergießen ein Ende. Bring die Machthaber zur Einsicht, dass Krieg und Gewalt kein Mittel zur Konfliktlösung sind. Hilf auch uns, Wege zum Frieden zu finden und uns dafür einzusetzen. Denn in Jesus Christus hast du gezeigt: Du willst Liebe und Leben für alle Menschen.“  Amen

Bettina Burkhardt,
Pastorin in Burlage und Brockum