Leben im Garten Gottes

17. Mai 2025

Wort zum Sonntag

Kathrin Wiggermann; Foto: privat

am 17. Mai 2025

Im Garten Gottes summt, surrt, schnurrt und rauscht es dieser Tage gewaltig. Die Sonne scheint den lieben langen Tag, die Insekten und Vögel sind schwer unterwegs und der Mensch freut sich draußen im Grünen an schönen Farben und dem Leben. Na ja, dem einen oder der anderen läuft die Nase, tränen die Augen, juckt die Haut. Das trübt die Freude natürlich ein wenig.

Wenn wir einmal genau hinhören, können wir vielleicht verstehen, was da in Gottes Garten so gesprochen und gemunkelt wird.

„Sssssowas aber auch“, summt die Biene. „Du schmeckst heute irgendwie fade, lieber Raps. Und ein wenig sparsam blühst du auch. Was ist denn los?“

„Hmmm“, rauscht der Raps. „Ich lebe auf Sparflamme.“ „Grrrr“, grummelt der Erdboden, „was soll ich dir geben, ich krümle ja selbst vor mich hin und hab nichts mehr.“

„Sssssagt bloß, selbst ihr kommt nicht mehr dran?“, wundert sich die Biene. „Auch ich warte ssssehnsüchtig, dass sich meine Tümpel und Pfützen wieder füllen…“

O je! Da ist etwas aus dem Gleichgewicht geraten im Garten Gottes. Der Frühjahrsregen fehlt. Zum Glück war der Winter regenreich, zum Glück ist der Grundwasservorrat gut gefüllt, aber den kleinsten Mitbewohnern geht das Wasser dieser Tage trotzdem aus. Sie brauchen Wasser an der Oberfläche, um ihren Durst zu stillen.

„Selig sind die Sanftmütigen, denn sie werden das Erdreich besitzen.“, heißt es bei Matthäus. In diesen Tagen erinnert mich der Vers daran, achtsam durch die Natur zu gehen, und nicht nur zu genießen, sondern auch zu gießen: in Vogeltränken zum Beispiel mit kleinen Steinen oder Gehölz darin, so dass auch Insekten an das Wasser kommen. Auch die Gänseblümchen im trockenen Gras dürfen wachsen und blühen. Sanftmütig mit der Natur umgehen – das ist gerade wichtig, glaube ich. Achtsam miteinander umgehen, auch mit Tier- und Pflanzenwelt – das ist unumgänglich, wenn wir uns an die klimatischen Veränderungen anpassen wollen.

„Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will.“ Dieser Satz stammt von Albert Schweitzer, der vor 150 Jahren geboren wurde und als Theologe und Arzt eine Ethik entwickelt hat, die die Ehrfurcht vor allem Leben in den Blick nahm. Leben können wir nur im Miteinander der Schöpfung. Die Angewiesenheit auf unsere Lebensgrundlage bezeugt bereits die Bibel mit ihren Schöpfungserzählungen. Und Sanftmut im Umgang mit der Schöpfung macht uns und unsere Kinder zu Erben.

Pastorin Kathrin Wiggermann, Evangelische Gesamtkirchengemeinde Diepholz