15. August 2020

Wort zum Sonntag

am 15. August 2020

Seit Januar habe ich den Pfarrer für die katholischen Gemeinden in Diepholz, Sulingen und Barnstorf vertreten. Zum 1. September kommt der Neue. Ich wohne in Osnabrück und habe als Seelsorger bisher immer in Städten gearbeitet.  Was ist mir in diesen acht Monaten im Land zwischen Dümmer und Weser besonders aufgefallen?

Vor allem die Weite. Die Landschaft ist von schnurgeraden Straßen, großen Ackerflächen, Wiesen und Mooren geprägt. Überträgt sich diese Weite auch auf das Herz der Menschen? Ja und Nein. Ich habe viel Freundlichkeit, herzliches Willkommen und großzügiges Engagement erlebt. Aber gerade in der Corona-Zeit auch viele Ängste und sorgenvolle Zurückgezogenheit. Das ist menschlich, aber oft auch allzu menschlich.

Mein persönliches Lebensmotto steht im Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Rom (12,21): „Überwinde das Böse durch das Gute.“

Der dankbare Blick auf die vielen guten Seiten unseres Lebens weitet das Herz. Es ist sehr menschlich, Angst und Sorgen zu haben. Aber das Vertrauen auf die Güte Gottes und der Menschen ist ebenfalls zutiefst menschlich. Um Weite positiv zu erleben, braucht es Geborgenheit und Heimat.

In unseren christlichen Gemeinden kann und soll uns beides begegnen: Geborgenheit und Vertrauen in einer Gemeinschaft von Menschen, die miteinander dieselben Werte teilen und leben. Aber gleichzeitig die Weite des Himmels und der Liebe Gottes, die uns immer neu zum Größeren und Schöneren inspiriert. Mir hat es gutgetan, in der Weite der Landschaft vielen Menschen zu begegnen, die sich um die Nähe zu Gott und ihren Nächsten engagiert bemühen. Danke.

von Dr. Hermann Wieh, Domkapitular, kath. Kirche Diepholz