am 7. Juni 2025
Ist das mehr geworden? Dass wir versuchen herauszuhören, wohin jemand gehört. Oder genauer gesagt, welche Haltung jemand zu Dingen hat? Ob wir Nähe zulassen, irgendetwas zusammen machen?
Wahrscheinlich war das schon immer so. Denn natürlich erinnere ich mich auch daran, wie wichtig solche Einordnungen in der eigenen Jugend waren. Teilweise hart, teilweise ungerecht, sicher irgendwie orientierend. Disko oder Punk, New Wave oder weiter mit Bruce Springsteen. Hiphop wurde gerade erst erfunden. Das war oft mehr als „nur“ Musik, das war ein Lebensgefühl, Klamotten, innere Bewegung, Mitsingen, auch politische Themen oder eben gerade nicht. Anhand der Musik wurde viel sortiert.
Die Strenge der Jugend relativiert sich mit der Zeit: man lernt Menschen kennen, die für andere Musik schwärmen und mit denen man trotzdem gut auskommt. Das wächst aus der Erkenntnis, dass es wichtig sein kann, wenn zum Beispiel auf jemanden Verlass ist. Und es entsteht auch Respekt, wenn sich jemand für etwas engagiert: für die Umwelt, für Menschen, die in unserer Gesellschaft ankommen wollen, für Kinder, die es schwer haben. Oder jemand setzt sich für einen Sport oder in der freiwilligen Feuerwehr ein. Dabei treffen sich ganz verschiedene Leute.
Wir feiern Pfingsten. Ein Fest, bei dem das Miteinander in Respekt und Liebe einmal komplett geklappt hat. Das ist lange her. Leute aus aller Welt waren zusammen in Jerusalem. Sie verstanden nicht nur die Rede über Jesus, sondern spürten seinen guten Geist. Vorurteile, Abgrenzungen und Trennendes waren weg.
Die Sehnsucht nach einem solchen Miteinander haben viele von uns sicher auch. Pfingsten feiern wir diese Möglichkeit, die Gott uns schenkt: Jung und Alt, in der zehnten Generation hier oder neu zugezogen, eine Gemeinschaft, die aus Menschen mit so unterschiedlichen Prägungen, Ansichten und Musikgeschmack besteht, kann gelingen, wenn der Geist stimmt. Den erkennen wir an der Wirkung, die friedlich, versöhnlich und herzlich ist.
Damit das gelingt, sind alle gefragt – nicht den eigenen Geschmack zum Maßstab zu machen, sondern auf das Verbindende, das menschlich Wichtige zu achten und es zu stärken.
Natürlich wäre es schön, wenn wir auch noch alle dieselbe Musik gut fänden ... aber lassen Sie uns vor allem den guten Geist eines friedlichen und engagierten Miteinanders pflegen.
Thorsten Nolting, Pastor Bethel im Norden