Eine Frau hat`s verstanden

31. Dezember 2022

Wort zum Sonntag

Pastorin Ursula Schmidt-Lensch; Foto: privat

am 31. Dezember 2022

Kennen Sie den Satz: „Gott sieht alles!“?  Meist mit einem drohenden Unterton: Du kannst nichts tun, ohne dass Gott das sieht… und dich straft. Eine angstmachende Vorstellung!

Ganz anders hat es eine Frau in einer Erzählung der Bibel erlebt: Hagar, eine Sklavin ist auf der Flucht in der Wüste gelandet. Die Umstände, die dazu führten, sind kompliziert. (Wer sie genauer erfahren möchte, kann im 1. Buch Mose Kapitel 16 nachlesen)

Hagar ist in Gefahr: Allein als Frau auf der Flucht in der Wüste bedeutet damals wie heute Lebensgefahr.

Aber Hagar hat Glück: Gott ist ihr nachgegangen. Er schickt seinen Engel. Und Hagar versteht es: „Du bist ein Gott, der mich sieht!“ (1. Mose16,13a) Das ist ihr Name für den Gott, der sie da in der Wüste, in der Gefahr gefunden hat. Und der sie ernst nimmt und ansieht. Gerade damals galten Frauen nicht viel und es ist schon eine besondere Geschichte wert, dass Gott dieser Frau, die nicht zum Volk Israel gehörte und eine Sklavin war, nachgeht und sie rettet.

„Du bist ein Gott, der mich sieht.“ – Das ist die Jahreslosung für das kommende Jahr 2023

Frauen werden heute noch nicht wirklich überall gesehen und wahrgenommen: In Afghanistan verlieren sie gerade wieder alle Rechte, im Iran kämpfen sie und wir wissen noch nicht, wie es ausgeht. Aber auch hier, im ach so fortschrittlichen Deutschland sind Frauen immer noch nicht überall gleichberechtigt und gleich gesehen. Klar gibt es die Privilegierten, aber wer sieht die von Gewalt bedrohten Frauen – in allen Gesellschaftsschichten -, die verarmten oder obdachlosen Frauen und viele andere mehr?

„Du bist ein Gott, der mich sieht!“ Nicht allen begegnet der Engel Gottes. Aber dieser Name Gottes ist für alle da – für alle Menschen, und besonders für die Menschen, die sich nicht so gesehen fühlen, wie es gut und nötig wäre.

Ich wünsche Ihnen, dass Sie diese Jahreslosung mit durch das nächste Jahr nehmen können und dass Sie fühlen können, dass dieser Gott gerade Sie sieht: Der Gott mit dem Namen: „Du bist der Gott, der mich sieht!“

Gehen Sie behütet und gesehen in und durch das neue Jahr!

Ulla Schmidt-Lensch, Pastorin in Diepholz