Glaube

Wort zum Sonntag

am 29. Februar 2020

„Als Jiri Izrael, einer der Stillen im Getümmel der Welt, vor Ostern im Jahre 1551 bei Thorn über die gefrorenen Weichsel ging, begann vor seinen Füßen plötzlich das Eis zu brechen. Und Jiri sprang von Scholle zu Scholle  und sang dabei den Psalm: Lobet im Himmel den Herrn, lobet ihn in der Höhe, lobet ihn, all seine Heere. Von Scholle zu Scholle springend sang er: Lobet ihn, Sonne und Mond, lobet ihn, alle leuchtenden Sterne, lobet ihn, ihr Himmel aller Himmel…und so gelangte Jiri Izrael aus der Strömung des Flusses glücklich ans Ufer.“ (Aus: Freude, Andere Zeiten-Verlag)

Was für eine Geschichte! Jiri singt Gott in Lebensgefahr ein Lied. Er könnte auch panisch werden und schreien: „Hilfe! Herr! Ich bin verloren! Ich treibe in den reißenden Strom hinaus!“  Nein, nichts dergleichen. Er ist sich sicher, dass Gott ihn sieht und ihm nahe ist, und er lobt seinen Gott. Dabei gelangt er „aus der Strömung des Flusses glücklich ans Ufer.“

Eine Glaubensgeschichte ist das, die an biblische Glaubens-geschichten erinnert. An die von Daniel zum Beispiel. Der wird von seinen eifersüchtigen Kollegen falsch verklagt und dann in die Löwengrube geworfen. Mitten unter den wilden Tieren fällt er auf die Knie, betet zu Gott, lobt ihn und dankt ihm. Ein Engel kommt und hält den Löwen den Rachen zu. Daniel steigt unversehrt aus der Grube, „denn er hatte seinem Gott vertraut.“ (Daniel 6,24)

Oder denken Sie an Hiob, dem alles genommen wird, die Gesundheit, die Kinder, der Besitz, und der bitter mit Gott ringt und dennoch sagt: „Ich weiß, dass mein Erlöser lebt!“  (Hiob 19, 25)

Und da ist Jesus, der in Todesnot dem neben ihm am Kreuz hängenden Verbrecher zuruft: „Wahrlich, heute noch wirst du mit mir im Paradies sein!“ (Lukas 23, 43)  - Große Glaubensgeschichten sind das.

Unsere sind vielleicht kleiner: Ein Traum, der beim Aufwachen noch ganz gegenwärtig ist und aufrichtet und tröstet; eine zufällige Begegnung, die gut tut; ein Wort, das einem genau zum richtigen Zeitpunkt gesagt wird und wieder Kraft und Zuversicht gibt; oder ein Gebet, in großer Ratlosigkeit gesprochen,  und dann fügen sich die Dinge  erstaunlich. – Wer das erlebt, spürt: Da ist ein Gott, der mich sieht. So wächst Glaube.

Pastorin Friederike Müller