am 15. März 2025
Manche würden sagen gar nicht. Rache und Vergeltung, Wut und Unversöhnlichkeit sind Gefühle, die eine natürlich Reaktion auf Kränkungen, auf Betrug oder auf Gewalt sind.
Vergebung Menschen gegenüber, die einem wirklich etwas angetan haben, ist richtig schwer. Wenn es nicht um eine Bagatelle – „da hat mir jemand den Parkplatz weggeschnappt oder sich an der Kasse vorgedrängelt“, sondern darum geht, dass mir jemand echt geschadet hat.
Wie soll man das wegstecken? Wo soll man das hintun?
In der Bibel wird ein Gespräch überliefert, wo Petrus sich bei Jesus Rat holt. Das hat er wahrscheinlich schnell bereut. Er fragte, wie oft muss ich meinem Bruder vergeben, reicht sieben Mal? Wahrscheinlich dachte er wow jetzt gehe ich aber mal ganz weit nach vorne. Das ist ja schon sehr viel. Jesus sagt“ Nicht sienmal, sondern siebzig mal sieben mal.“ Das kann als Dämpfer einer gewissen Eitelkeit gelesen werden, ist aber sehr ernst gemeint.
Das klingt mehr wie eine Übung, etwas, das man für sich ständig neu erschließen muss. Und so ist es wohl auch. Die große Geste der Verzeihung, manchmal gelingt das. Meistens müssen wir uns recht mühsam dahin hinarbeiten, jemandem zu vergeben.
Mir ist das klar geworden als ich den Text des Schriftstellers Senthuran Varatharajah gelesen habe. Er ist von seinem Vater als Kind ständig geschlagen worden. Als Erwachsener hat er den Kontakt auf ein Minimum reduziert, aber gemerkt, dass das Unversöhnte sich in ihm eingenistet hat. Immer wieder kreisten seine Gedanken und Gefühle um das, was ihn belastet, kränkt, wütend macht. Er brauchte 20 Jahre, um vergeben zu können und er musste das ganz mit sich allein ausmachen, weil sein Vater darüber nicht sprechen wollte. Schließlich hatte er es geschafft. Auch weil er Gott vertraute, dass es möglich ist, zu vergeben – sogar, wenn der Täter nicht bereut. Er konnte seinem Vater den Lebenstraum einer Reise nach Rom erfüllen.
Es reicht nicht, einmal drüber nachdenken oder sieben mal, sondern das kann wirklich lange dauern, bis wir selbst innerlich geheilt und in der Lage sind, zu vergeben. Gott steht uns bei.
Pastor Thorsten Nolting
Geschäftsführer v. Bodelschwinghsche Stiftungen Bethel