Sport und Religion

10. Februar 2024

Wort zum Sonntag

am 10. Februar 2024

Sportereignisse gibt es viele im Jahr. Ein auch in Deutschland immer beliebter werdendes Event, ist der amerikanische NFL Super Bowl. In meinem Freundes- und Bekanntenkreis werden schon Wochen vorher Vorkehrungen getroffen, um sich am Sonntagabend zu treffen, in geselliger Runde zu essen, und um dann die Nacht zum Tag werden zu lassen. Und ja, der American Football trifft sogar bei mir auf Resonanz. Mich fasziniert der Kampf- und Teamgeist der einzelnen Mannschaften. Einzelne Spieler, insbesondere der Quarterback spielen eine wesentliche Rolle, aber es ist und bleibt ein Teamsport. Es ist ein sehr körperbetonter Sport, und bringt alle teilnehmenden Spieler an ihre physischen und auch psychischen Grenzen. Fehlende Leistung, eine schlechte Saison, wird vor allem bei den Rookies hart bewertet und bestimmt den weiteren Karriereverlauf. Anders als in Deutschland, spielt der Sport im amerikanischen Schulsystem eine hervorhebende Rolle. Schon als Schüler setzten viele ihre Sportkarriere an oberste Stelle, die nicht nur in der Freizeit nach dem Unterricht verfolgt wird. Das erfordert sowohl diszipliniertes Training als auch die Selbstbeherrschung, einen ausschweifenden Lebensstil zu unterbinden.

Wie im Fußball auch, lassen sich im American Football viele Parallelen zu Religionen entdecken. Sie sind Plattformen für Emotionen, Ausdruck von Leidenschaft und Stellen für Verbindung. Sie erinnern uns daran, dass wir uns als Menschen miteinander verbunden fühlen können, auch über geografische und kulturelle Grenzen hinweg. Sie zeigen uns, wie wir mit einem Starken Willen und festem Glauben unser Bestes geben können, und wie wir uns während Momente der Enthaltsamkeit weiterentwickeln können. Im religiösen Kontext begegnen uns Disziplin und Selbstbeherrschung in der Fastenzeit. Die Fastenzeit möchte dazu einladen, die Verbindung zum jeweiligen Glauben oder der spirituellen Praxis zu vertiefen. Während dieser Zeit verzichten viele Menschen auf bestimmte Dinge, um eine innere Reinigung und geistige Erneuerung zu erreichen. Dabei geht es in der Fastenzeit um mehr als nur Verzicht wie z. B. auf Genussmittel von Alkohol und Zigaretten. Die Fastenzeit lädt ein, hinzuschauen auf das, was vielleicht nicht so gut läuft. Stehen zu bleiben und sich bewusst umzudrehen. Das bleierne Wort „Umkehr“ war für mich persönlich vor allem im religiösen Kontext lange Zeit negativ besetzt. Es löste in mir ausschließlich Assoziationen aus, mit Vorstellungen von Buße, Reue, schlechtem Gewissen, moralischen Vorwürfen usw. Dabei ist es im eigentlichen Sinne ein sehr wohlwollend und wohltuendes Wort. Umkehr bedeutet, sich neu auszurichten und nachzujustieren: Bin ich mit Menschen unterwegs, die wahres Interesse an meine Person haben? Habe ich Menschen um mich, die mich in meinen Zielen bestärken, oder halten sie mich davon ab? Bin ich beruflich so ausgerichtet, dass es mir und meinen Mitmenschen gut damit geht? Kann ich meine Fähigkeiten in meinem Hobby auch wirklich ausleben und einbringen? Habe ich die richtige Entscheidung beim Geldausgeben getroffen, oder wollte ich einfach nur mit dem Kopf durch die Wand? Rede ich anderen nach, oder ist es noch das, was mich innerlich bewegt und beschäftigt?

In diesen alltäglichen Dingen hineinzulauschen, bewusst stehen zu bleiben und umzukehren, um den Blick zu weiten, das liebe Leserin und lieber Leser, das wünsche ich Ihnen in der kommenden Zeit. Der Fastenzeit.

Cora Neumann
Gemeindereferentin/Bistum Osnabrück
Krankenhausseelsorgerin in den Kliniken des Lankreises Diepholz
Palliativ- und Hospizbeauftragte für den Landkreis Diepholz