am 26. April 2025
Ich sah den älteren Herrn schon von weitem und sein Gesichtsausdruck sprach Bände. Da wir uns gut kannten, stieg ich vom Rad und sprach ihn an: „Na, was ist passiert?“ Er erzählte mir von einer Begegnung mit einem Jugendlichen, über den er sich maßlos geärgert hatte. „Den habe ich aber konfirmiert…!“ schoss es mir entgegen. Aus der Gestik und Mimik meines Bekannten konnte ich ablesen, dass der Jugendliche nach dieser Art der „Konfirmation“ einen ganzen Kopf kürzer nach Hause geschlichen sein musste. Für mich war sie neu, diese Redewendung „jemanden konfirmieren“. Sie hat mich nachdenklich gestimmt und ich habe mich gefragt, wie sie wohl entstanden ist. Ob manch Pastor oder manche Diakonin im Konfirmandenunterricht „Unterweisung“ mit „Zurechtweisung“ verwechselt hat?
„Vergeltet nicht Böses mit Bösem oder Schimpfwort mit Schimpfwort, sondern segnet vielmehr, weil ihr dazu berufen seid.“, heißt es im 1. Petrusbrief.
Segnen, so hat es jemand formuliert, bedeutet, das Echogesetz dieser Welt zu durchbrechen. Wer geschlagen wird, der schlägt wieder. Wer beschimpft wird, schimpft zurück. Das Gesetz der Vergeltung ist in dieser Welt ganz selbstverständlich, und was damit angerichtet wird, bekommen wir täglich vor Augen gemalt.
Beim Segnen stellen wir den anderen vor das Angesicht Gottes. So wie Gott den Menschen sieht, ist entscheidend.
Ich freue mich jedes Jahr aufs Neue auf die Konfirmationen. In der Konfizeit darf ich Jugendliche ein Stück auf ihrem Lebens- und Glaubensweg begleiten. Ich lerne sie kennen und bete für sie. Wenn ich die Konfirmanden und Konfirmandinnen dann am Ende dieser Zeit in einem feierlichen Gottesdienst unter Gottes Segen stelle, ist dies für mich ein bewegender Moment.
Wer Segen empfängt, merkt, wie schön es ist, Segen zu bekommen und ihn weiterzugeben. Der Segen ist eine große Kraft, die man nicht sehen kann, die aber trotzdem mitten unter uns Positives wirkt.
Sonja Bachhofer, Diakonin im Kirchenkreis Diepholz