Wozu sind Kriege da?

18. November 2023

Wort zum Sonntag

Gerald Engeler, Foto: Jantje Ehlers

am 18. November 2023

Udo Lindenbergs Frage, die er 1981 in einem Lied stellt, hat bis heute keine Antwort erhalten, natürlich nicht! Wer könnte sie schon beantworten? Gibt es denn überhaupt eine vernünftige Antwort? Wohl eher nicht!

Morgen ist der vorletzte Sonntag im Kirchenjahr, bekannter als Volkstrauertag. Und gewiss stellen sich morgen manche Menschen eben diese Frage: wozu sind Kriege da? Sie  legen in guter Tradition überall in Deutschland Kränze nieder. Hauptsächlich auf den Dörfern machen sich kleine Gruppen auf den Weg zum Friedhof, zum Denk- oder Ehrenmal. Feuerwehren und Schützenvereine vorneweg. Im ganzen Land versammeln sie sich, mit einem Bläser oder dem Spielmannzug, um vor allem den Opfern beider Weltkriege zu gedenken. Ebenso auch anderer Menschen, die durch Gewalt und Terror unsägliches Leid erfahren haben. 

Seit mittlerweile 78 Jahren ist Frieden in Deutschland. Gott sei Dank: Frieden! Doch nur auf unser Land geblickt, greift zu kurz, das spürt jeder.  Am Kriegerdenkmal werde ich der vielen jungen Männer gedenken, deren Namen die Steintafeln zieren. Die meisten Getöteten wurden nicht ´mal halb so alt wie ich. Was für ein Irrsinn!

Ich denke aber auch an die vielen Opfer der Kriege jetzt. Der Ukrainekrieg, er nimmt kein Ende, und die Kämpfe im Gazastreifen, sie erschüttern mich zutiefst. Unschuldige Opfer, alte Menschen, hilflose Frauen und Kinder sterben auf beiden Seiten. Hass und Vergeltung heizen die Lage an. Verständigung scheint unrealistisch, Versöhnung utopisch. Wieviel Blut muss noch fließen, um sich zu besinnen?

Im derzeitigen Konflikt stelle ich mich an die Seite Israels, klar und eindeutig, wenngleich nicht kritiklos. Es verteidigt sich gegen eine Horde menschenverachtender Terroristen, die sich nicht scheuen, sogar ihre eigenen Landsleute in den Tod zu treiben. Aber darum geht es am Tag der Trauer gar nicht.

Morgen bin ich mit dem Herzen bei allen Opfern von Gewalt, die verzweifelt um ihr Leben bangen oder es gerade verlieren, egal ob sie einen jüdischen oder palästinensischen Namen tragen. Es ist ein Tag der tiefen Trauer um jedes Menschenopfer von gestern wie von heute. Und mein stiller Protest gegen den Irrsinn jedes Krieges, den doch niemand erklären kann.

Unser Gott will Frieden unter allen Menschen, nicht den Krieg! Er steht für das Leben, nicht für den Tod! Diese Erinnerung gehört für mich zu den fundamentalsten Voraussetzungen aller Friedensregeln, ohne die wir keine Zukunft gewinnen werden.  So wie es Jeremia verheißt. Gott spricht: Ich habe für euch Gedanken des Friedens und nicht des Leides, dass ich euch gebe Zukunft und Hoffnung.

Pastor Gerald Engeler
Ev.-luth. Kirchengemeinden Schwaförden-Scholen + Sulingen