am 3. Mai 2025
Mittwoch geht es los: Der Deutsche Evangelische Kirchentag kehrt zurück an den Ort seiner Anfänge unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg: Hannover. Die Losung: „Mutig – stark – beherzt“.
So habe ich mich meistens gefühlt, wenn ich vom Kirchentag nach Hause gefahren bin: Ermutigt – gestärkt – das Herz erfüllt von Begegnungen, gemeinsamem Beten, Singen und Streiten. Diesmal werde ich nicht dabei sein. Denn wir ziehen um: Aus dem Pfarrhaus, das 34 Jahre lang Arbeitsplatz und Zuhause für uns war, an den neuen Lebensort für die verbleibende Dienstzeit und vor allem für den Ruhestand.
Das ist nicht wirklich ein Aufbruch ins Unbekannte. Und doch merken wir, wieviel sich auf einmal ändert. Wie viele vertraute Dinge wir nicht mitnehmen können. Längst nicht alles lässt sich verschenken oder verkaufen – vieles wandert in die Tonne oder in den Container. Ein ganzes Haus müssen wir leerräumen. Am Wochenende kommen die Kinder und helfen dabei. Na ja, Kinder – die Jüngste ist jetzt älter, als wir bei unserem Einzug waren. Es ist für sie der letzte Aufenthalt in dem Haus, in dem sie aufgewachsen sind. Bewusst gehen sie noch einmal durch alle Räume, bevor sie in ihre heutige Lebenswelt zurückkehren. Und plötzlich gewinnt vorübergehend auch bei mir die Wehmut Oberhand über die Vorfreude auf das Neue. Zumal dort eben doch noch viel mehr Baustelle ist, als es sein sollte.
Ich mache es wie meine Kinder: Ich atme durch und sehe mich um in den Räumen, die ich in wenigen Tagen hinter mir lassen werde. Fahre an den neuen Lebensort und höre – der Wind steht günstig – die Glocken läuten. Sie erinnern mich daran: Gott geht mit. Wie mit Abraham und Sarah; wie mit Mose, Miriam und den Israeliten auf ihrem Weg durch die Wüste; wie mit Jesus und denen, die ihm folgten durch Galiläa und nach Jerusalem. Dieser Gott geht auch mit uns. So betrete ich die Baustelle mutig, stark und beherzt. Denke an die, die nicht gefragt werden, ob sie aufbrechen wollen an einen neuen Ort. Denke an die, die ab Mittwoch auf dem Kirchentag unterwegs sind. Und bitte Gott, dass sie alle behütet nach Hause kommen. Ermutigt – gestärkt – mit erfülltem Herzen.
Michael Steinmeyer, Pastor in der Gesamtkirchengemeinde Ströhen-Wagenfeld