Impfung oder Taufe?

17. Oktober 2020

Wort zum Sonntag

am 17. Oktober 2020

„Sagt mal, warum bin ich eigentlich nur geimpft und nicht getauft?“ fragte ein neunjähriger Junge bei einer Taufe. Bei denen die mit ihm um den Taufstein in der Kirche standen, löste er mit dieser Frage herzliches Gelächter aus. Seine Eltern brachte er damit aber in arge Erklärungsnöte! Was sollten sie nun vor der versammelten Taufgesellschaft antworten?
Der Junge stellte eine gute, wenngleich schwierige Frage!
Er bringt zwei Dinge in Verbindung, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben. Bei genauerem Hinsehen lässt sich allerdings entdecken, dass Impfung und Taufe etwas Wichtiges gemeinsam haben: Beide sollen Schutz bieten!
Die Impfung soll Kinder vor ansteckenden Krankheiten schützen,
Wovor aber schützt die Taufe?
Jedenfalls nicht vor all den Dingen, die einem im Leben so zustoßen können.
Obwohl viele – auch glaubensferne Menschen – dies bis heute so sehen!
Und dann natürlich auch bitter enttäuscht sind, wenn sich solche Hoffnungen nicht erfüllen, wenn auch getaufte Menschen krank werden, leiden, gar sterben müssen.
Und doch verbindet sich mit der Taufe ein Schutz, der größer nicht sein kann:
Die Taufe ist ein Zeichen, ein Symbol dafür, dass die Verbindung zwischen Gott und jedem einzelnen Menschen unaufhebbar ist. Für Gott bleibt jeder große oder kleine, alte oder junge Mensch sein geliebtes Geschöpf, das er segnet und behütet.
Das ist einerseits Schutz und Trost, stellt uns als Menschen aber immer wieder auch vor Aufgaben: Wir haben uns als Geschöpfe, die von Gott „nach seinem Bilde gemacht wurden“ immer bewusst zu machen, dass Kinder, dass andere Menschen an unserem Tun und Lassen sehen, erkennen können, wie Gott ist, wie sehr er sie liebt!
Dies Gegenüber von Schutz und Dienst bringt Vers 28 im 28. Kapitel im 1. Buch der Chronik auf den Punkt: David sprach zu Salomo: „Gott der Herr wird die Hand nicht abziehen und dich nicht verlassen, bis du jedes Werk für den Dienst im Hause des Herrn vollendet hast.“
Durch die Taufe werden wir Christen zu Dienern oder besser: Arbeitern an seinem Reich!
Seinem Reich, in dem Lämmer bei den Wölfen lagern, in dem wir auch für unsere Feinde beten, in dem Friede und Gerechtigkeit sein werden. In diesem Sinne wird die Taufe Christen stark machen im Kampf gegen Krankheiten, gegen Unrecht und Unfrieden.
Das werden wir in den gegenwärtigen Zeiten nötiger haben denn je, da die Virologen und Epidemiologen, die schon im Frühjahr voraussagten, dass es eine zweite Welle der Corona-Seuche geben werde, Recht behalten haben.
In Zeiten, in denen sich ein neuer Generationenkonflikt anbahnt, weil die Virus-Krankheit bei Jüngeren im Allgemeinen glimpflicher verläuft als bei Älteren.
In Zeiten, in denen Maskentragen, Eingrenzung des Reisens und Partymachens als Zumutung angesehen wird.
Es wird darum gehen, eine Balance zu finden zwischen notwendigen Einschränkungen für alle zum Schutz der Risikogruppen und der Hoffnung auf ein gutes Ende der Corona-Pandemie, damit nicht protestartige Abwehrhaltung herausgefordert werden und so das Gegenteil bewirken.
Es ist kein Verlust, sondern ein geistiger - und geistlicher - Gewinn, sich um der Nächsten willen in Selbstbeherrschung, Askese zu üben, anders zu leben, damit andere überleben.
Dazu können Christen als getaufte, geliebte Kinder/Bilder ihres Gottes einen wichtigen Beitrag leisten.

Rainer Triller, Freistatt