I believe in you

15. Februar 2025

Wort zum Sonntag

Frauke Laging Diakonin im Kirchenkreis Diakonin in St. Nicolai, Diepholz Foto: Jantje Ehlers

am 15. Februar 2025

Bei uns im Gemeindeshaus treffen sich Omas. Eine ist 48, eine 90 Jahre alt, manche haben Enkelkinder, andere nicht. Ein Opa ist auch dabei. In der Mitte des Stuhlkreises, in dem sie sich versammelt haben, liegen Demoplakate, Buttons, Warnwesten und Flyer. Es gibt eine Vorstellungsrunde, die wertvoll ist. Hier können wir uns gegenseitig von unseren Sorgen und Ängsten erzählen. Von dem, was uns begegnet, wenn wir den Button tragen, auf dem nichts weiter steht als die drei Worte: „OMAS GEGEN RECHTS.“

Bei uns im Gemeindehaus treffen sich Omas. Sie sind ganz unterschiedlich und doch teilen sie die gleiche Motivation. Sie wollen sich für die Demokratie einsetzen.

„Ich möchte der Hoffnungslosigkeit Gemeinschaft entgegensetzen“, sagt eine. Sie ist sichtlich bewegt. Sie sorgt sich wie die anderen auch darüber, dass Menschen ungleich behandelt werden, dass ganze Gruppen von Menschen vereinnahmt und pauschale Urteile gefällt werden.

„Ich finde es toll, dass wir auch in so einer kleinen Stadt aufstehen und etwas unternehmen. Dass wir uns zusammen für den Frieden einsetzen“, sagt eine andere.

Fremde brauchen Freunde – das hat eine der Omas selbst erlebt, die viel gereist ist. Andere erzählen von ihren Eltern, die durch den Krieg traumatisiert wurden. Wie die Eltern Angst davor hatten, dass sich diese Zeiten wiederholen. Eine hat ihrem Opa versprochen, dass sie aufpassen wird, damit sowas nie wieder passiert.

Bei uns im Gemeindehaus treffen sich Omas. Wir diskutieren, manchmal ringen wir um Worte, nicht immer wissen wir, wie wir mit Ablehnung und Unverständnis umgehen sollen. Wie wir erklären sollen, was für uns doch so logisch ist.

„I believe in you“ steht auf einem der Sticker, die in der Mitte liegen und bei einer der nächsten Aktionen verteilt werden sollen. Mein Blick bleibt daran hängen. Für mich sagt er ganz viel aus: Dass wir die Hoffnung nicht aufgegeben haben. Wir glauben an uns und an die Menschen hier.

Dass wir mit unseren Worten etwas verändern können. Liebe verbreiten statt Hass. Einschließen und nicht ausgrenzen. Wir glauben an etwas, dass größer ist als die eigene kleine Welt, die eigenen Bedürfnisse oder Ängste. Bei mir ist es das biblische Bild vom Reich Gottes, in dem alle miteinander am Tisch sitzen, wo Frieden und Gerechtigkeit herrschen, Wolf und Lamm Freunde sind. Bei anderen mag es anderes sein.

„I believe in you“ – das bedeutet für mich in diesem Moment: Nicht aufgeben. Da ist Gott, der an mich glaubt, wie ich an ihn. Da ist Gemeinschaft – ich erlebe sie in dieser Gruppe von starken Frauen, von denen ich vorher die meisten gar nicht gekannt habe. Deswegen geht mir die Zuversicht nicht verloren und die möchte ich an dich weitergeben genauso wie die Sticker mit „I believe in you!“

Frauke Laging, Diakonin, Gesamtkirchengemeinde Diepholz