Etwas anderes

25. Juli 2020

Wort zum Sonntag

am 25. Juli 2020

Wir hören die Wellen rauschen und spüren, wie die Kraft des Windes das Schiff vorantreibt; wir bestaunen Sonnenuntergänge und entdecken bezaubernde Inseln; nach einem Tag unter Segeln haben wir Muskelkater und Blasen an den Händen; wir baden in der Nordsee, kochen zusammen und machen Ausflüge ins Watt; nachts wiegt uns das Schaukeln des Schiffs in den Schlaf. So ist es gewesen vor zwei Jahren; und auf ähnliche Erlebnisse haben die gehofft, die sich für diesen Sommer angemeldet hatten zum gemeinsamen Segeln auf Nordsee und Ijsselmeer.

Natürlich habe ich diese Freizeit absagen müssen; und vielen meiner Kolleginnen und Kollegen, die tolle Angebote für Kinder und Jugendliche geplant hatten, geht es ebenso. So mancher Sommerurlaub wird in diesem Jahr etwas anders als geplant; so manche Familienfeier ist aufs kommende Jahr verschoben. „Des Menschen Herz erdenkt sich seinen Weg; aber der HERR allein lenkt seinen Schritt“ heißt es im biblischen Buch der Sprichwörter.

Der HERR? Also Gott? Nun ja: Wenn ich glaube, dass Gott alles in der Hand hält – dich und mich, Menschen in der Nähe und in der Ferne und diese ganze Welt – wenn ich das glaube, dann kann es ja nicht anders sein: Auch dies Virus, das seit ein paar Monaten unser Leben umkrempelt, gehört zu Gottes Schöpfung.

Die „Corona-Zeit“ hat unser Leben erschüttert: Menschen haben sich angesteckt, sind krank geworden, nicht wenige sind gestorben. Auch wer selbst gesund geblieben ist, ist hin- und hergerissen zwischen Unruhe und erzwungener Ruhe. Zur Angst vor Ansteckung kommen Sorgen um die Zukunft. Und doch hat sogar diese Zeit eine andere Seite: Ich höre von Menschen, deren überhöhter Blutdruck plötzlich auf normale Werte sinkt. Ich höre Menschen erzählen, dass sie neuerdings die Vögel in ihrem Garten wieder singen hören; dass sie die Schönheit ihrer Umgebung neu entdecken; dass sich ein neues Gefühl dafür einstellt, was wichtig und was unwichtig ist. Beide Seiten gehören zu unserer Wirklichkeit.

Und so lasse ich mich ein auf die erzwungene Änderung meiner Pläne und freue mich auf den etwas anderen Sommerurlaub. Ich bin dankbar dafür und vertraue darauf, dass Gott mich und diese ganze Welt in der Hand hält. Und ich freue mich darauf, das im kommenden Jahr wieder zu erleben: Wir hören die Wellen rauschen und spüren, wie die Kraft des Windes das Schiff vorantreibt. . .