Zeitenwende

05. März 2022

Wort zum Sonntag

am 5. März 2022

Ein Wort macht schnell Karriere. Es scheint populär, wenn Kriegskonflikte unser Leben beherrschen, dass Verantwortliche gern neue Weichen stellen und diese mit schöpferischen Worten begleiten. Ja, wir haben eine Zeitenwende; herbeigeführt, weil ein Despot, Putin, jeglichen Sinn für Realität verloren zu haben scheint.

Zeitenwende, ich möchte das Wort einmal buchstabieren in (m)einer Form, die durchaus nicht die einzige Betrachtungsweise sein muss:

      erstörerischer Krieg, der von einem Machtmenschen ausgeht, der jede Bodenhaftung verloren zu haben scheint.

E       nergisches Handeln einer internationalen Gemeinschaft, die bis zum Ausbruch dieses Kriegskonfliktes nicht immer viel gemein hatte

        rriationale Planspiele, um eine Energieversorgung sicherzustellen, die bisher auf Abhängigkeiten aufgebaut war – „Fridays for Future“ grüßt Fracking

T       od unschuldiger Zivilisten – meine Hoffnung, ein schnelles Ende des Kriegskonfliktes

E       uropäische Überspannungspolitik, die in einem Überbietungsprozess von Sanktionen ausufert - sie reden davon, Putin zu geißeln und bestrafen ein ganzes Volk.

N      achrüsten, um Sicherheit zu gewährleisten – für den nächsten Kriegskonflikt?

W      ahnsinnsoptionen, die die Angst verbreiten, dass sich der Kriegskonflikt in der Ukraine ausdehnt und die Welt in ein Schreckensinferno stößt – hoffen wir, dass ein in die Enge Getriebener nicht den allerletzten Ausweg sucht

Es wäre schön, wenn wir bald zum Rest des Wortes kommen – E N D E. Aber was bedeutet das für unsere Welt nach einer Zeitenwende, die für mich im Grunde keine ist, denn die Kriegskonflikte werden nicht aufhören und Frieden herzustellen, ist nach einem solchen im Grunde kaum möglich. Da braucht es eine andere Wende, einen Perspektivwechsel.

Von einer Zeitenwende war auch vor ca. 2000 Jahren die Rede. Unsere Zeitrechnung beruht auf ihr und der, dessen Name unmittelbar damit verbunden ist, Jesus der Christus, sagt uns: „Der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern, dass er diene und gebe sein Leben für viele.“ Schön wäre es, wenn wir alle diesem Wort, das uns durch die kommende Woche führen möchte, mehr Beachtung schenken und „anderen zu dienen“ als unser Lebensmotto verinnerlichen würden und in diesem Sinne eine Zeitenwende in unserem Leben einleiten; eine, die die Welt wahrhaftig verändern würde.

​Pastor Rainer Hoffmann
Ev.-luth. Kirchengemeinden Jacobi- und Mariendrebber